09.05.2018

Gastbeitrag: Zum Internationalen Tag der Pflege

Der «Internationale Tag der Pflege» wird von Pflegefachpersonen weltweit am 12. Mai gefeiert, dem Geburtstag von Florence Nightingale, die als Begründerin der professionellen Krankenpflege gilt.

Ich möchte aus diesem Anlass die Leistungen, aber auch die Herausforderungen des Pflegepersonals beleuchten, welches in den rund 32 Pflegeheimen im Kanton Baselland täglich seiner Arbeit nachgeht.

Die Pflegemitarbeitenden pflegten im Jahre 2016 insgesamt 4626 Menschen. (Langzeit – und Kurzzeitaufenthalte). Insgesamt wurden im Jahre 2016 in den Alters- und Pflegeheimen Baselland eine Million und 80237 Pflegetage geleistet (Statistik Somed).

Der Eintritt in ein Pflegeheim wird von den betroffenen Menschen als eines der herausforderndsten Lebensereignisse beschrieben. Die Pflegefachpersonen begleiten diesen Prozess mit Fachkompetenz und Einfühlungsvermögen. Die Bewohnerinnen und Bewohner treten heutzutage dank der Spitex erst im hohen Alter in ein Pflegeheim ein. Im Jahr 2016 betrug das Durchschnittalter aller Bewohnerinnen und Bewohner 85,4 Jahre.

Die Bewohnerinnen und Bewohner leiden in der Regel an mehreren Krankheiten, akut und/ oder chronisch. Häufig bleibt den Betroffenen und ihren Angehörigen für die Vorbereitung des Heimeintritts wenig Zeit, vor allem wenn der Eintritt direkt via Spital erfolgt. Immer häufiger erfolgen Eintritte in den letzten Lebenswochen, wo palliative Pflege und Betreuung im Vordergrund stehen.

Die Pflegemitarbeitenden betreuen aber auch zunehmend kranke betagte Menschen nur für einige Wochen nach Spitalaufenthalten. Dieser Trend der Kurzaufenthalte in Heimen hat deutlich zugenommen, denn die Aufenthaltstage nach Operationen oder medizinischen  Eingriffen in Akutspitälern wurden aus Kostengründen in den letzten Jahren deutlich verkürzt. Die Mitarbeitenden der Pflegeheime in Baselland  leisten somit volkswirtschaftlich einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der hohen Kosten in den Akutspitälern. Die Pflegeheime sind zudem ein Auffangbecken geworden zwischen Spital und Zuhause, wenn die Krankenkassen nicht bereit sind, eine Kostengutsprache in einer Rehabilitationsklinik zu leisten.

Im Rahmen der demographischen Entwicklung steigt die Anzahl der Menschen, die an einer Demenz erkranken. Hier leisten die Familien zu Hause eine grosse Pflegearbeit. Damit pflegende Angehörige nicht selber an Erschöpfung erkranken, stellen die Pflegeheime Ferienbetten für Kurzaufenthalte zur Entlastung der Angehörigen bereit.

Alle diese Herausforderungen machen die Pflegearbeit vielfältig und interessant.

Das Pflegefachpersonal schätzt im Gegensatz zur Akutpflege im Spital, dass sie mit den Bewohnerinnen und Bewohnern durch den Langzeitaufenthalt eine professionelle Beziehung aufbauen können, welche eine individuelle Pflege zulässt. Man kennt die „Mödeli“ der Bewohnerinnen und Bewohner, lernt die Angehörigen kennen und weiss über das frühere Lebensumfeld der Bewohnerinnen und Bewohner Bescheid.

Aber es ist ungewiss, ob auch in Zukunft genügend qualifiziertes Pflegefachpersonal in den Pflegeheimen zur Verfügung stehen wird. Was ist zu tun? Der Arbeitsplatz muss attraktiv bleiben und so gestaltet sein, dass das Pflegefachpersonal seine Aufgaben bewältigen kann und die Pflegequalität nicht unter den Sparmassnahmen einbricht.

Zuständig sind in erster Linie die politischen Entscheidungsträger, im Baselland die Gemeinden und der Kanton. Sie müssen anerkennen und bei Tarifentscheidungen berücksichtigen, dass es für die anspruchsvolle Arbeit Ressourcen braucht. Für die Anstellung von qualifiziertem Pflegepersonal mit Diplom und Fachpersonal Gesundheit mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (FAGE EFZ) müssen genug Finanzen vorhanden sein. Schon jetzt arbeitet in den Heimen rund 50% Assistenzpersonal. Das ist die oberste Grenze, wenn die Sicherheit gewährleistet und unnötige Spitalaufenthalte vermieden werden wollen.

Der Regierungsrat hat für das Jahr 2018 den Normkostensatz für eine Stunde Pflege auf CHF 68.25 belassen. Da die Krankenkassen das Pflegematerial in den Heimen nicht mehr übernehmen müssen, läuft im Moment eine Vernehmlassung zu einer rückwirkenden Erhöhung per 1. Januar 2018 um Fr. 1.15. Damit suggeriert der Regierungsrat, dass dies reichen würde, um die grossen Ausgaben für sämtliches Pflegematerial zu decken.

Zum Vergleich: Pflanzen pflegen, Menschen pflegen - der Stundenansatz für meinen Gärtner war auf der letzten Rechnung mit CHF 83.10 veranschlagt. Professionelle Pflege hat auch ihren Preis! Der aktuell gültige Pflegenormsatz im Kanton Baselland ist nicht kostendeckend.

Zum Tag der Pflege am 12 Mai 2018 wünschen die Pflegedienstleiterinnen und Pflegedienstleiter der Alters- und Pflegeheime im Kanton Baselland in Übereinstimmung mit dem Heimverband CURAVIVA Baselland eine kostendeckende Pflegefinanzierung durch Krankenversicherer und Kanton.

Margrit Felix Horbaty
Leitung Pflegedienst Seniorenzentrum Schönthal in Füllinsdorf
Mitglied der Fachgruppe Pflegedienstleitungen Baselland

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