06.05.2021

SHURP-Studie: Kehrtwende in Schweizer Pflegeheimen notwendig

Eine neue Studie des Instituts für Pflegewissenschaft (INS) der Universität Basel zeigt: Die Schweizer Pflegeheime verfügen über eine gute Pflegequalität, sind aber knapp an Fachpersonal.  

4'442 Pflege- und Betreuungspersonen in 118 Heimen in der Deutschschweiz und der Romandie wurden für das «Swiss Nursing Homes Human Resources Project» (SHURP) befragt. 

Dabei zeigte sich: Die Schweizer Pflegeheime verfügen über eine gute Pflegequalität und setzen sich stark für die Weiterentwicklung dieser Qualität ein. Doch die Studie verdeutlich auch, dass die Arbeitsressourcen knapp sind, deren Rationierung im Vergleich zu der ersten Erhebung im Jahr 2013 zugenommen hat und das Personal an seine Belastungsgrenzen kommt. Es besteht entsprechend Handlungsbedarf beim Personal, damit die Qualität erhalten bleibt. 

Qualität

90 Prozent des befragten Personals beurteilt die Pflegequalität im Allgemeinen als hoch. Die Hälfte der befragten Heime verfügt über ein Qualitätslabel und mehr als zwei Drittel berichten von regelmässigen externen Audits, zielorientierter Qualitätsentwicklung, der Nutzung von Qualitätsindikatoren und Projekten zur Qualitätsverbesserung.

Fachkräftemangel

Eine der grössten Herausforderung für die Heime ist, genügend und gut ausgebildetes Personal zu finden. So geben 96 Prozent der Betriebe an, Probleme bei der Rekrutierung von Pflegefachpersonal zu haben. Jede zehnte Antwortende verfügte nur über eine Temporäranstellung. Nur knapp 50 Prozent der Befragten gaben an, dass es genügend Personal gibt, um die anfallende Arbeit zu erledigen – in der ersten Erhebung im Jahr 2013 waren es noch 58 Prozent.

Ebenso schätzen nur 58 Prozent der Abteilungsleitenden die Personalbesetzung auf ihrer Abteilung als angemessen ein. Mehr als ein Drittel des Pflege- und Betreuungspersonals macht pro Woche mindestens 30 Minuten Überzeit und rund 60 Prozent des Pflegefachpersonals beschreibt eine Zunahme von administrativen Arbeiten im letzten Jahr.

Rationierte Pflege

Hinzu kommt eine deutlich zunehmende Rationierung der Pflege: Mehr Antwortende als im 2013 gaben an, individuelle und Gruppenaktivitäten mit Bewohnenden aus Zeitknappheit wegzulassen. Ebenso stieg der Anteil des Pflege- und Betreuungspersonals, der angab, manchmal oder häufig die Körperpflege (2013: 17%, 2018: 25%) oder die Mund- und Zahnpflege (2013: 13%, 2018: 20%) weglassen zu müssen wegen knappen Ressourcen.

Grosser Druck beim Pflegepersonal

All diese Angaben zeigen, dass die Heime mit den Personalressourcen an ihre Grenzen kommen und trotz aller Anstrengungen durch die Rahmenbedingungen stark eingeengt werden. Auch der Druck nimmt zu: Deutlich mehr Personal als in der Umfrage aus dem Jahr 2013 gab Energielosigkeit, Schlafstörungen und Gelenk- oder Gliederschmerzen an.

Die Studienautorinnen kommen zum Schluss, dass die Heime einen grossen Einsatz leisten, um mit den knappen Ressourcen eine hohe Pflegequalität für die Bewohnerinnen und Bewohner zu erreichen. Das Gleichgewicht ist jedoch fragil und es braucht Massnahmen zur Stärkung der Heime, damit sie weiterhin ihre Arbeit leisten können. Genügend und gut ausgebildetes Personal sowie Rahmenbedingungen, die den Heimen erlauben, das richtige Personal am richtigen Ort einzusetzen, sind dringend nötig. 

Den Schlussbericht des Projekts SHURP finden Sie im Anhang. 

Anmerkung: 

Die SHURP-Studie betrachtet die Situation in Schweizer Pflegeheimen im Zeitrahmen von September 2018 bis Oktober 2019. Deshalb sind keine Angaben zur Situation seit und während der Corona-Pandemie möglich. Deutlich wird aber, dass die Arbeitssituation bereits vor Ausbruch der Pandemie in einigen Pflegeheimen kritisch war.

 

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